Woher kommt Henrik?





«Ich heisse Henrik Amalia von Dewitz. Ich wurde in Zug geboren. Als ich eineinhalb Jahre alt war, sind wir nach Arth gezogen. Ich bin jetzt 25. Ich wohne also seit 23 1/2 Jahren in Arth. 2016 habe ich mich für die Einbürgerung entschieden. Und seit Anfang 2019 bin ich nun offiziell ein:e Schweizer:in. Wenn ich früher auf Reisen war, habe ich jeweils allen erzählt, dass ich aus der Schweiz bin. In der Schweiz habe ich aber gesagt, dass ich aus Deutschland bin, weil mein Pass aus Deutschland ist und auch meine Eltern aus Deutschland kommen. Aber in Deutschland habe ich wieder gesagt, dass ich aus der Schweiz bin, weil ich hatte auch so meine Eigenheiten in meiner Sprache und so wurde ich von ihnen einfach als Schweizer:in wahrgenommen. Ich war also in der Schweiz ein:e Deutsche: und in Deutschland ein:e Schweizer:in. Irgendwo wollte ich dazugehören. Das wollte ich dann auch auf dem Pass bestätigt haben: Dass ich Schweizer:in bin.»

Was hat sich für dich durch den Pass geändert?

"Ich habe mehr zu sagen, ich bin mehr involviert. Das fühlt sich schön an. Ich gebe mir Mühe, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sei das mit Vereinen, ehrenamtlich oder beim Unterrichten. Und dann finde ich es auch schön, zu 100% ein Teil dieser Gesellschaft zu sein. Und das hat der Pass für mich ausgemacht.»

Wie war das Einbürgerungsverfahren für dich?

«Meine Wahrnehmung vom Einbürgerungsverfahren hat sich im Verlauf der Zeit verändert. Am Anfang dachte ich: «Ist ja super ich bin ja vernetzt in der Gemeinde und ich bin hier aufgewachsen und es ist somit kein Problem.» Als es aber immer mehr Hürden gegeben hat, habe ich gemerkt, dass es viel schwieriger ist als gedacht. Und ich habe das Verfahren als lange und auch als teuer empfunden. Ich bin froh, dass ich den Pass jetzt habe. Es hat sich gelohnt. Es war aber eine grosse Hürde.
Mit grossen Hürden meine ich z.B. den schriftlichen Test, welchen ich machen musste. Ich fand das komisch, weil ich ja in Arth aufgewachsen bin. Trotzdem musste ich nachweisen, dass ich ein Teil von dieser Gesellschaft bin, obwohl ich hier aufgewachsen bin. Auch die Anhörung war sehr speziell. Man sagte mir, dass es einfach ein Kennenlerngespräch sei. Es war aber mehr ein Runterrattern von Fragen. Schon fast wie ein Verhör. Auf das war ich nicht vorbereitet. Ich habe mich auch unwohl gefühlt. Ich studiere auch und deshalb war der Kostenpunkt auch eine Hürde, welche für mich ein Thema war. Ich musste dann mehr arbeiten, damit ich mir den Pass leisten konnte.
Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube insgesamt kostete das Verfahren ein wenig mehr als 2500 Franken. Insgesamt dauerte es zweieinhalb Jahre. Ich habe das Gesuch im Herbst 2016 eingereicht und im Januar 2019 hatte ich den Pass.»

Was könnte man am Verfahren verbessern?

«Das Verfahren kann man definitiv verbessern, indem man es einheitlicher gestaltet. Das finde ich einen grossen Punkt. Ich habe mit Personen gesprochen, welche in Zug eingebürgert wurden oder in anderen Kantonen und dort sind die Hürden ganz anders gestaltet. Ein Freund von mir hat sich z.B. im Kanton Zug einbürgern lassen in der Gemeinde Rotkreuz. nd er musste keine schriftliche Prüfung machen, weil er dort in die Schule gegangen ist und das genügt als Nachweis, dass er Schweizerdeutsch kann und die Kultur kennt. Bei der Anhörung war es auch nur ein Kennenlerngespräch gewesen. Sie haben ihn einfach ausgefragt über sein Leben, was er so macht und warum er Schweizer werden möchte und was ihn so motiviert im Leben. Einfach ein Kennenlerngespräch. Auch die Kosten waren wesentlich tiefer als im Kanton Schwyz. Ich glaube, wenn man das ganze mehr vereinheitlicht und man schaut, dass das nicht von Gemeinde zu Gemeinde so unterschiedlich ist, sei das bei den Kosten oder auch bei den Anforderungen, dann wird das Ganze fairer. In dem ganzen System, in welchem wir jetzt drin sind, wo es von Gemeinde zu Gemeinde geregelt ist, da weiss ich auch nicht, ob das noch zeitgemäss ist. Es gibt ja auch viele Schweizer:innen, welche in einer Gemeinde wie Arth wohnen und sich null "integrieren", und keinen Bezug dazu haben, was die Gemeinde Arth macht oder auch nicht genau wissen wo der "Gnipen" oder das "Goldseeli" sind. Dann finde ich, wenn solche Personen Schweizer:innen in Arth sein dürfen, wieso dürfen, dann Ausländer:innen nicht Schweizer:innen in Arth sein, wenn Sie diese Sachen nicht wissen oder wenn Sie sich nicht "integrieren". Was das auch immer bedeuten soll. Das finde ich schwierig. Ich bin zwar froh Arther:in zu sein, aber schlussendlich möchte ich Schweizer:in sein, weil das ist meine Identität. Und deshalb weiss ich nicht, ob das noch so zeitgemäss ist, wenn man das noch auf der Gemeindebene lässt.»